Dr. Hermann Nienhoff: Schweinegesundheits- dienst statt Praxis

Kibbuz, Kloster, Schweine – der Weg von Dr. Hermann Nienhoff zum Experten für Schweinegesundheit war nicht gradlinig. Ein Gespräch über Viren, Schweinestress und die Verknüpfung von Tiergesundheit mit Wirtschaftlichkeit.

Der Schweinegesundheitsdienst in Westfalen war lange Zeit mit dem Namen Dr. Hermann Nienhoff verknüpft. Rolf Nathaus hat ihn besucht und sich unterhalten: Über die 70er Jahre, als der Halothan-Test zur Erkennung stressanfälliger Zuchtlinien die Tierzucht verändert hat. Über die ersten PRRS-Fälle in NRW Anfang 1990. Und über den Wert des Tierarztes, die Tiergesundheit als wichtigen Faktor der Wirtschaftlichkeit.

Darüber werden Sie was hören – Zeitstempel:
02:02Faszination Tierarzt – „Insbesondere die Geburtshilfe“ 04:49Die Zeit des „großen Rosenberger“ – Fast vier Semester ‚Bremser‘ in der Rinderklinik 08:01„Die Praxis war nicht meine Welt – kommerzielles Denken war mir fremd“ 10:11Der Schweinegesundheitsdienst – Konkurrenz für niedergelassene Praktiker und Amtstierärzte? 12:21Erste PRRS-Fälle in NRW – „Ein Virus lässt sich nie und nimmer bremsen“ 18:14„Bananenkrankheit“, das Stress-Syndrom der Schweine (Maligne Hyperthermie-Syndrom) – „1,5% Verluste allein auf dem Transport zum Schlachthof“ 24:49„Missstände in der Schweinehaltung, -zucht und Hygiene muss man begegnen“ – Der wirtschaftliche Nutzen der Wissenschaft 29:33Was Ruhestand und Rauchen gemeinsam haben: „Aufhören und dann nichts mehr“ – Arizona als Alternative zum Schweinestall
Der Gesprächspartner Portrait Dr. Hermann Nienhoff

Dr. Hermann Nienhoff, geboren 1935, ist als Landwirtssohn in Borken aufgewachsen. Er hat von 1957 bis 1959 Philosophie und Theologie (Münster/Schweiz) studiert und dann 1960/61 in einem Kibbuz in Israel und einem Benediktinerkloster gelebt. Danach studierte er an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (bis 1966). Seit 1968 hat er bis zu seiner Pensionierung 1995 dann im Schweinegesundheitsdienst NRW in Münster gearbeitet.

Hintergrund: Halothan-Test

Der Halothan-Test (Thema im Podcast ab Minute 18:14) wurde zu Beginn der 80er Jahre bei Ferkeln im Gewichtsbereich von etwa 17 bis 25 kg durchgeführt. Mit ihm lässt sich eine erblich bedingte Stressanfälligkeit erkennen – das Maligne-Hyperthermie-Syndrom (MHS), auch Porcines Stress-Syndrom (PSS) genannt. Mit einem Gasgemisch von 4 % Halothan und 96 % Sauerstoff und einer Dauer von bis zu fünf Minuten werden die Schweine beatmet.
Dabei können folgende Reaktionen eintreten:

  • Die Muskulatur der Tiere bleibt völlig gelöst und entspannt über die gesamte Beatmungszeit hinweg, dann bezeichnet man die Reaktion als halothan-negativ. Diese Tiere sind stressunempfindlich.
  • Die Muskulatur der Tiere verkrampft, unter Umständen bereits wenigen Sekunden nach der Beatmung, dann ist die Reaktion halothan-positiv und die Tiere sind stressempfindlich. Die Beatmung wird dann sofort abgebrochen.
  • Der Halothan-Test hat seit Einführung des MHS-Gentests Mitte der 80er Jahre an Bedeutung verloren und wird praktisch nicht mehr angewendet.
    (Quelle: LfL Bayern: Schweinezucht und Schweineproduktion / 2006)

Beitragsbild: Abortferkel durch PRRS-Infektion (© VetFocus) / Portrait Nienhoff (© Nathaus)

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